Hilfe für die Kinder in Kenia geht weiter
Die Birkenfelder Förderschule unterstützt ein Benefizprojekt und erhält Besuch aus Ostafrika

Besuch aus Kenia minimiert

Einige Mitglieder der Schülerfirma Robin und Co. haben Jairus Orangi, ihrem Gast aus Kenia, die Werkstatträume gezeigt. Ein Teil des Erlöses, der mit den dort hergestellten Dekoartikeln erzielt wird, geht als Spende in das Land in Ostafrika.           

Foto: Axel Munsteiner

 

Von Axel Munsteiner

Informationen aus erster Hand, wofür die von ihn gesammelten Spenden in einem ostafrikanischen Land genutzt werden, haben vor wenigen Tagen die Jungen und Mädchen sowie das Lehrerteam an der Birkenfelder Förderschule erhalten. Dort war Jairus Orangi zu Gast. Er leitet in Kenia eine Schule, die Kinder von der Straße wegholt und ihnen die Chance auf eine bessere Zukunft bietet.

„Bildung und überhaupt die Chance zu haben, eine Schule zu besuchen, sind die wichtigsten Schlüssel, um der Armut zu entgehen“, betonte Orangi beim mit vielen eindrücklichen Bildern aus seiner Heimat garnierten Vortrag in Birkenfeld. Der 49-jährige Lehrer und Theologe befindet sich zurzeit auf Einladung des Vereins Leben im Licht aus der Nähe von Regensburg erstmals in seinem Leben auf einem mehrwöchigen Deutschlandbesuch.

Dass dabei auch die Nationalparkkreisstadt in Rheinland-Pfalz eine Station war, hatte einen triftigen Grund: Die inzwischen von Stefanie Luther geleitete Förderschule mit aktuell 75 Jungen und Mädchen im Alter von 8 bis 18 Jahren in sieben Klassen unterstützt schon seit 2021 die vom bayerischen Verein bereits 2015 initiierte Benefizaktion Strahlende Kinderaugen in Kenia.

Die Birkenfelder Förderschüler haben zum Beispiel mit Engeln bemalte Weihnachtskarten für den guten Zweck verkauft. Auch die Schülerfirma Robin und Co., die unter anderem Dekoartikel zur Oster- und Weihnachtszeit aus Holz herstellt, habe einen Teil der von ihr erzielten Erlöse für das Projekt in Kenia gespendet, berichten die Lehrerinnen Elisabeth Nickels und Anke Schell im Gespräch mit der NZ. Der Kontakt zu Leben im Licht kam dabei über das Vereinsmitglied Michaela Scharf zustande, die im Saarland wohnte. Sie begleitete Jairus Orangi ebenso wie Anita Wagner, die beim Vortrag als Englischdolmetscherin fungierte, bei der Stippvisite in Birkenfeld.

„Wenn ich die Chance hätte, dann würde ich die Straßen und Häuser hier in Deutschland gleich nach Hause mitnehmen“, zeigte er sich beeindruckt vom Wohlstand und der guten Infrastruktur, die im großen Kontrast zu den Verhältnissen in seiner Heimat steht. Orangi lebt und arbeitet in Mtwapa. Die Stadt liegt in der Nähe der größeren und bekannteren Metropole Mombasa an der kenianischen Ostküste. Traumhaft schöne Strände gibt es dort, aber eben auch große Armut.

Mit 15 Geschwistern aufgewachsen

Orangi zeigte den beeindruckten Schülern Fotos von den einfachen Behausungen, in denen oft mehr als ein Dutzend Menschen in einem Raum wohnen und man oft ohne Decken auf dem Boden schlafen muss. „Ausreichend Essen zu bekommen, war schon immer ein Problem“, erinnerte sich Orangi, der in einer Familie mit 15 Geschwistern aufwuchs, an seine eigene Kinderund Jugendzeit zurück.

Sein Wunsch sei es deshalb schon früh gewesen, eine Schule für die Ärmsten der Armen zu bauen. Dies ist ihm auch gelungen: Mithilfe zahlreicher privater Unterstützer wie dem Verein Leben im Licht, aber auch dank eines Zuschusses des Bundesentwicklungsministeriums ist in Mtwapa die Precious Hope School mit zwei Gebäuden und zwölf Klassenzimmern entstanden.

300 Jungen und Mädchen aus ärmsten Verhältnissen werden dort kostenlos unterrichtet, und sie erhalten im Haus täglich zwei Mahlzeiten. 30 Angestellte hat die Schule, die in manchen Fällen die Kinder aus Notlagen befreit, sodass ihnen ein schlimmes persönliches Schicksal erspart bleibt.

Exemplarisch berichtete Orangi den Birkenfelder Schülern von Rachel. Die heute 15-Jährige wurde als kleines Kind Vollwaise und kam zunächst bei Verwandten unter. Um an Geld zu kommen, sollte Rachel als Zwölfjährige mit einem älteren Mann zwangsverheiratet werden. „Wir konnten das zum Glück verhindern“, erzählte der Rektor, an dessen Schule die Jugendliche nun auf ihren Abschluss und eine bessere Zukunft hinarbeitet.

Die Aktion Strahlende Kinderaugen in Kenia unterstützt zudem bereits seit 2015 noch ein zweites Projekt – nämlich das Minto Childrens Home in Mombasa. Diesem privat geführten Waisenheim drohte vor acht Jahren die Schließung. Dank der Hilfe aus Deutschland konnten die Mädchen aus dem baufälligen Gebäude in ein Zuhause mit Strom und fließendem Wasser umziehen.         26 Waisen leben derzeit in dieser Einrichtung. Da deren Platz aber begrenzt und der Bedarf viel höher ist, würde Orangi gern direkt neben der Precious Hope School in Mtwapa ein neues Waisenhaus errichten lassen. Das Grundstück dafür ist bereits gekauft, aber um dieses große Ziel zu erreichen, „benötigen wir weiter Hilfe. Hört also nicht mit der Unterstützung für uns auf“, appellierte Orangi an die Birkenfelder Schüler und deren Lehrerteam. Ein noch naheliegenderes, aber auch leichter zu verwirklichendes Vorhaben stellt zudem der Bau eines weiteren Brunnens auf dem Schulgelände dar. „Die Wasserversorgung für unser Haus ist ein großes Problem, das wir damit besser lösen möchten“, sagte Orangi.

„Wir machen die Aktionen aus vollem Herzen, weil wir selbst schon in Kenia gewesen sind, dort die Not gesehen haben und den Kindern praktisch helfen und ihnen Hoffnung schenken wollen“, begründete Anita Wagner das Engagement des Vereins. Sie betonte, dass der Verein in Kenia auf ein Netzwerk mit mehreren Partnern, die Nichtregierungsorganisationen (NGO) sind, bauen könne und alle Spenden zu fast 100 Prozent den ausgesuchten Projekten zugutekommen können.

Maisbrei als Hauptspeise

Die Birkenfelder Schule wird Strahlende Kinderaugen in Kenia jedenfalls weiter unterstützen. Bei seinem Besuch wurde Orangi ein Scheck in Höhe von 300 Euro übergeben. Außerdem sind auch dieses Jahr wieder Verkaufsaktionen, etwa bei Weihnachtsmärkten in der Region, geplant, um die Precious Hope School zu unterstützen.

Nach Orangis Vortrag gab es übrigens eine lockere Gesprächsrunde, bei der die wissbegierigen Förderschüler viele Fragen stellten. Sie erfuhren dabei von Orangi unter anderem, dass in seiner Schule zwar alle Kinder Uniform tragen müssen, aber die Regeln vielleicht nicht ganz so streng sind wie hier in Deutschland. „Die meisten Kinder sind sehr brav, weil sie so froh sind, dass sie überhaupt in die Schule       gehen dürfen“, sagte der Rektor. Handys dürfe man in seinem Haus zwar nicht nutzen, „es ist aber auch so, dass eine Familie meistens ohnehin nur ein Handy hat“, berichtete er weiter.

Zum Essen gibt es in Kenia meistens Ugali. Dieser Maisbrei ist zwar keine kulinarische Köstlichkeit, macht aber gut satt. Die bange Frage eines Mädchens, ob es denn in der Nähe der Schule auch Schlangen gebe, bejahte Orangi zwar grundsätzlich, aber er konnte zugleich auch etwas Entwarnung geben. Denn erstens habe man im weiteren Umfeld des Hauses alle Büsche entfernt, „und zweitens mögen Schlangen keinen Lärm. Deshalb halten sie sich auch von unserer Schule fern“, sagte er schmunzelnd.

Mehr Infos zur Aktion gibt es im Internet unter www.strahlende-kinderaugen-kenia.de.

Unter diesem Verwendungszweck bittet der Verein Leben im Licht auch um Spenden auf seinem Konto mit der IBAN DE33 7506 9061 0000 0399 77

(Raiffeisenbank im Oberpfälzer Jura).